Emotionen leben

Wir neigen oft dazu unsere Emotionen zu werten. Diese in "gute Emotionen" oder "schlechte Emotionen" einzuteilen passiert oft automatisch und unbewusst.

Wie wäre es denn, wenn wir unsere Wertung aus unserer Gefühlswelt wegnehmen würden? Geht das denn überhaupt? Wir sagen ja, das geht!

Wie wäre es denn wenn wir stattdessen unsere Gefühle mit anderen Worten beschreiben würden? Z.B. dieses Gefühl ist schmerzhaft oder dieses Gefühl erfüllt mich mit Freude? Wenn wir lernen, dass alle unsere Gefühle zu uns gehören und wir akzeptieren, dass Sie Teil unseres Wesens sind, dann können wir uns viel besser damit beschäftigen.

Ja, es braucht sicherlich Mut wirklich in sich hinein zu fühlen und nicht "zu zumachen" wenn's anfängt weh zu tun. Doch "wegrennen" bringt auf die Dauer nichts. Die Trauer ist so eine tiefe Erfahrung und soll mit Respekt und Achtung als Reise verstanden werden. Sie kann auch Chance sein zum Lernen und Wachsen. Mehr über sich selbst zu erfahren und neue Wege zu gehen.

Gerne begleiten wir Dich auf dieser Reise zu Deinen Gefühlen. Sei es in einem persönlichen Herzens-Coaching durch eine ausgebildete Fachperson aus unserem Team oder durch diverse Partner aus unserem Netzwerk. Lass uns gemeinsam sehen, wie wir Dich unterstützen können!


Wut

Wut wird oft als negatives und unerwünschtes Gefühl empfunden. Wut ist jedoch ein wichtiger Bestandteil unserer Trauer. Es ist ganz normal wütend zu sein. Wichtig dabei ist, diese Wut zu thematisieren und richtig zum Ausdruck zu bringen. Wut kann aber auch verletzend sein, weil sie unter Umständen sehr unberechenbar zum Ausbruch kommen kann. Das Resultat ist oft, dass man Dinge sagt, die man vielleicht gar nicht so gemeint hat, speziell wenn die Wut jemanden trifft der ja gar nichts dafür kann...


Habe Mut Deine Wut zu thematisieren und lasse Dich bewusst auf Deine Wut ein (z.B. mit Sport, offenen Gesprächen, Schreien in geschützter Atmosphäre, boxen am Box-Sack, etc.) . Je mehr Du versuchst Deine Wut zu unterdrücken, desto heftiger kann sie werden und staut sich auf. Dann kann es zu einem unnötigen und aggressiven Ausbruch kommen. Hole Dir Unterstützung wenn Du siehst, dass die Wut Dich belastet und immer grösser wird. Es lohnt sich!


Trauer

Tiefe Traurigkeit und Tränen gehören zu einer gesunden Trauerverarbeitung. Vor allem in der ersten Zeit sind die Tränen immer wieder zu Vorderst. Sei es im Einkaufsladen wenn die Verkäuferin ganz unbeschwert fragt: "jööööh, wo haben Sie denn Ihre/n Kleine/n gelassen?" oder beim sortieren der Kinderkleidli. Auch mir ist das passiert, nicht nur einmal. Es gibt Tage da reagiert man gelassener auf solche "Episoden", dann gibt es DIE Tage, an denen man seine Tränen nicht zurück halten kann und das ist gut so.


Sich dem Traurigsein ganz bewusst hinzugeben, in den Schmerz hineinzufühlen und sich ihm zu stellen, braucht viel, viel Kraft. Manchmal scheint es, dass es leichter wäre seine Trauer zu verdrängen... aber ist das wirklich eine Lösung? Auf die Dauer kann dass nicht funtionieren, denn dieses Gefühl ist so Mächtig, dass es sich in irgend einer Form seine Ausdrucksweise suchen wird. Habe den Mut und sei ganz bewusst traurig, gehe in die Ruhe (z.B. bei einem langen Waldspaziergang), spreche über Deine Emotionen und auch wenn öffentlich die Tränen fliessen, stehe dazu, Schwäche kann manchmal die grösste Stärke werden, das gillt speziell auch für unsere Papis...


Hilflosigkeit

Hilflosigkeit und das Gefühl, dass einem der Boden unter den Füssen einfach weg gezogen wird, hat wohl jeder gespürt, der erfahren musste, dass er sein Kind "verlieren" wird.


Für mich war es ein Gefühl der Orientierungslosigkeit und es fühlte sich an wie betäubt sein. Kein klarer Gedanke war mehr da und es war, als sei alles drum herum ausgeblendet. Ich bin normalerweise eine sehr freiheitsliebende Person und plötzlich war ich abhängig von Aerzten, Krankenhaus Personal und von einer Krankheit die als unheilbar galt.


Sein Kind in den Armen zu halten und zu wissen, dass man es vor dem Tod nicht bewahren kann ist unbeschreiblich. Ich erinnere mich noch gut an diese Tränen und auch die Ohnmacht. Und doch kam auch eine Kraft dazu, die ich nie geglaubt hätte zu haben. In diesem Moment wächst man wirklich über sich hinaus und ist einfach "nur" für sein Kind da.

In diesen Stunden ist es so wichtig, Menschen um sich zu haben, die einem Halt und Sicherheit geben, Liebe und Anteilnahme schenken, und einfach für einem da sind.


Leere

Ich vergesse das Gefühl nie mehr, wie ich den leeren Maxi-Cosi zusammen mit meinem Mann aus dem Krankenhaus getragen habe. Es war in dem Moment fast unbegreiflich, was sich da wirklich "abspielte". Auch die kommenden Tage nachdem Jasmina zurück ins Licht gegangen war, haben grosse Herausforderungen an uns gestellt.

Alles war zuhause noch so wie wir es verlassen hatten. Die Spielsachen, die Kleidchen, das Essgeschirr, alles war da - nur unsere Tochter nicht mehr, zumindest war sie physisch nicht mehr bei uns. Den Schmerz der Leere auszuhalten war unbeschreiblich schwer. Obwohl, eigentlich hat es sich mehr als Lücke, wie als Leere angefühlt. Da ist unsere Kleine ja noch, aber nicht mehr in der Form wie wir es kannten.

Es war für mich ein grosser Lernprozess zu akzeptieren, dass ich das "Zusammensein" mit meiner Tochter neu erlernen musste. Der Physische Kontakt war nicht mehr gegeben und so durfte ich lernen, wie ich Jasmina in einer ganz neuen Form spüren konnte.

Heute fühle ich die Lücke immer noch und das wird wohl immer so bleiben, aber ich wurde reich beschenkt mit dem wundervollen Gefühl, dass meine Tochter immer ein Teil von mir ist und auch immer bleiben wird.


Panik

Die Kontrolle zu verlieren und einer Situation einfach ausgeliefert zu sein macht Angst.


Den Moment als mir der Arzt verkündete, dass die Lebenserwartung unserer Tochter bei maximal einem Jahr liege, ist unvergesslich.
Auf der einen Seite wollte ich nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte, und zum Anderen stieg blanke Panik in mir auf. Es fühlte sich an, als ob ich doch gleich aus diesem schrecklichen Alptraum erwachen müsse. Aber leider war dem nicht so.


Auch da war es für mich sehr wichtig, mich von Menschen umgeben zu fühlen, die mir Halt und Trost spendeten. Ich erinnere mich noch gut wie ich mit meiner besten Freundin Elli auf der Terrasse des Kinderspitals in der Kälte sass und wir einfach nur gemeinsam weinten. Auch das Versprechen, das ich und mein Mann uns gaben, dass, was immer auch auf uns zukommen mag, wir werden eines Tages wieder glücklich werden.


Die Liebe trägt einem in solchen Momenten auf ihren starken Flügeln und gibt Geborgenheit wo eigentlich nur Dunkelheit wäre.


Rastlosigkeit

Am liebsten würde man vor all den unangenehmen und schmerzenden Gefühlen weglaufen. Es tut manchmal so unerträglich weh dass man alles tun würde um diesen Schmerz zu betäuben. Gefühle zu verdrängen kann eine grosse Unruhe und Rastlosigkeit in einem hervorrufen.


Lieber ständig ablenken, damit man sich ja nicht mit den ganzen Emotionen auseinandersetzen muss. Dies scheint vielleicht der einzige Ausweg... und doch - so starke Gefühle lassen sich nicht Verdrängen, ohne dass längerfristig Folgen auftreten.

Es birgt sogar die Gefahr, dass der Schmerz und die Wut so angestaut werden, dass sie sich in einer sehr heftigen Form wieder bemerkbar machen. Vielleicht nicht sofort, aber meist kommt es wie ein Boomerang auf einem zurück.

Gefühle der Trauer und des Schmerzes zu leben ist sehr wichtig. Freiräume und Momente der Stille helfen Dir dabei, sich mit Deinem Verarbeitungsprozess auseinander zu setzen.
Auch Hilfe zu suchen ist wichtig, wenn man merkt, dass man selber nicht mehr weiter kommt. Wichtig ist einfach, dass man sich DIE Hilfe sucht, der man vertraut und sich wohlfühlt